

Gaming schlecht für unsere Gesundheit? – Von wegen!
Die vielen Vorurteile gegenüber Gaming im Reality Check
Die Augen leiden vom vielen Computerspielen, man kann sich durchs Gamen schlechter konzentrieren – solche oder so ähnliche Aussagen kommen vielen Gamer:innen bekannt vor.
Die Vorurteile gegenüber Games halten sich schon lange – doch ist da etwas dran? Hier kommen einige der bekanntesten Aussagen im Reality Check.
Aussage 1: Gaming ist schlecht für das Gehirn
Dass Gaming schlecht für unsere kognitive Leistungsfähigkeit ist und man sich schlechter konzentrieren kann, stimmt nicht. So konnte eine Studie (Kühn et al., 2014) belegen, dass das Spielen von digitalen Games positive Auswirkungen auf das Gehirn haben kann!
Das tägliche halbstündige Spielen des Spiels „Super Mario“ führte innerhalb von acht Wochen dazu, dass sich verschiedene Areale des Gehirns vergrößern. Die gewachsenen Bereiche sind unter anderem für das Gedächtnis, die räumliche Navigation, das Treffen von Entscheidungen, Reaktionszeiten sowie die Feinmotorik (= koordinierte und meist kleinräumige Bewegungen einzelner Körperteile) wichtig. Die Studie zeigte außerdem, dass die Hirnregionen sogar noch stärker wuchsen, wenn die Personen Spaß am Zocken hatten. Die Kontrollgruppe, die nicht am Computer spielte, zeigte diese Veränderungen nicht.
Ähnliche positive Ergebnisse konnten durch eine weitere Studie (Kühn et al., 2011) festgestellt werden: Dort zeigten Messungen des Gehirns, dass ein Areal, welches für strategisches Planen, Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis wichtig ist, bei Personen, die mindestens neun Stunden pro Woche spielten, im Vergleich zu weniger spielenden Personen größer war.
Aussage 2: Gaming ist schlecht für die Augen
Eine weitere Studie stellte fest, dass Menschen, die fünf bis 15 Stunden pro Woche mit Actionspielen verbringen, eine bessere Sehfähigkeit zeigen, als Nichtspieler:innen. Sie können kleine Details besser erkennen und mehr Graustufen unterscheiden. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass Gamer:innen bewegten Objekten besser folgen können, und schneller von einer Aufgabe zu einer anderen wechseln können.
Trotzdem kann eine lange Gaming-Session anstrengend für die Augen sein. Um sie etwas zu entlasten, empfiehlt sich, zwischendurch Entspannungsübungen für die Augen einzulegen. Dafür zum Beispiel mit den Fingerspitzen sanft kreisende Bewegungen um die Augen machen. So wird die Durchblutung gefördert. Eine andere gute Methode ist der „Augenroller“. Hierfür die Augen schließen und dann langsam im Kreis oder von oben nach unten und von links nach rechts kreisen lassen. Durch die Bewegungen werden die Muskeln gelockert und die Augenpartie bekommt die nötige Entspannung.
Aussage 3: Gaming ist schlecht für die mentale Gesundheit
Auch bezüglich psychischer Gesundheit kann das Spielen von gewissen Games eine positive Auswirkung haben. So fand eine Studie heraus, dass Patient:innen, die traumatische Ereignisse erlebt hatten, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe davon profitierten, für sechs Wochen täglich 30 Minuten Tetris zu spielen. Nicht nur die Symptomatik verbesserte sich, auch die Ängstlichkeit und depressive Anzeichen wie beispielsweise negative Stimmung wurden weniger und ein für das Gedächtnis wichtige Hirnareal vergrößerte sich.
Trotz der Studienergebnisse ist es wichtig festzuhalten, dass zu viel Gamen auch negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben kann – beispielsweise, wenn wegen Gaming soziale Kontakte oder andere Hobbies auf der Strecke bleiben. Deswegen ist es wichtig, immer darauf zu achten, dass Gaming nicht den Alltag bestimmt und noch genügend Zeit mit Freund:innen, Familie oder Hobbies verbracht bleibt.
Aussage 4: Gaming führt zu körperlichen Beschwerden
Keine Tätigkeit, die man übermäßig oft und lange ausführt, ist gut für die Gesundheit – im Gegenteil. Das lässt sich auch auf digitales Spielen übertragen. Deswegen kann exzessives Spielen einige negative körperlichen Folgen haben.
So kann beispielsweise eine Handgelenksentzündung auftreten, wenn das Handgelenk beim Zocken ständig abgeknickt ist. Die Entzündung entsteht durch übermäßigen Druck auf den Medianus, den Handnerv, und führt zu starken Schmerzen, die bis in den Ellbogen und die Schulter ziehen. Auch Taubheitsgefühle in den Fingern können vorkommen.
Eine weitere körperliche Erscheinung, ist die sogenannte „Gaming Sickness“, die unterschiedlich stark bei 10-50% der Gamer:innen auftritt. Hier führen die vielen Bewegungen auf dem Bildschirm zu Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen.
Jedoch kann man die Gaming Sickness durch ein paar einfache Tricks verhindern: genügend Abstand zum Monitor halten, ausreichende Beleuchtung und genügend frische Luft. So kannst du dich besser auf das Spiel konzentrieren und dein Körper leichter mit den vielen Bewegungen umgehen.
Allgemein ist es wichtig, dass Personen, die viel gamen, auf die richtige Sitzposition am Computer und eine regelmäßige Muskelentspannung achten. Der Rücken sollte gerade sein und die Maus von oben gegriffen werden, damit Schultern und Arme in einer natürlichen Position sind. Hilfreich ist es auch, immer wieder die Hände auszuschütteln, und einzelne Körperteile zu dehnen und Verspannungen zu vermeiden.
Aussage 5: Shooter Spiele machen aggressiv
In der Vergangenheit wurden außerdem vor allem sogenannte „Shooter-Spiele“ (also Spiele, in denen die User:innen ihre Gegner mithilfe von Schusswaffen besiegen müssen, ohne dass die eigene Figur zu Schaden kommt) einen recht schlechten Ruf. Es wurden beispielsweise Vorwürfe laut, dass das Spielen von solchen Games zu erhöhtem aggressivem Verhalten führe.
Dennoch muss man festhalten, dass die sich Forschung diesbezüglich nicht einig ist und die Studienergebnisse weit auseinander gehen. Während einige Forschungsarbeiten zeigen, dass das Spielen von Action-Videospielen sensorische Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsfähigkeiten verbessern kann, kam eine andere Forschungsarbeit zu dem Schluss, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Gewaltspielen und häufigerem aggressivem Verhalten gibt. Man sieht also, dass sich die Wissenschaft uneins ist. Der Tipp hier ist, dass ihr euer Spielverhalten stets reflektiert und auf eure Stimmung achtet.
Wenn ihr daran Interesse habt, euer eigenes Spielverhalten genauer unter die Lupe zu nehmen, kommt ihr hier zu unserem Gaming-Selbsttest.
Eine effektive Methode: Health Games
Die Forschung hat außerdem gezeigt, dass manche Games förderlicher für die Gesundheit sind andere. Vor allem Jump-and-Run-, Puzzle- oder Logikspiele sind gut geeignet, um das Gehirn zu stärken. Sie führen dazu, dass sich das Hirnareal vergrößert, das für das Gedächtnis, die Navigationsfähigkeit und die Orientierung wichtig ist.
Zudem gibt es eine Gruppe von Games, die sich sogar auf die Förderung von gesunden Verhaltensweisen spezialisiert haben: die sogenannten „Games for Health“. Diese sind darauf ausgerichtet, Wissen zu vermitteln oder die Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen wie mentale Gesundheit oder körperliche Fitness und Wohlbefinden zu lenken. Mehr Informationen findet ihr beispielsweise auf dieser Seite.
- https://psycnet.apa.org/record/2019-39734-001
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6829166/
- https://www.aok.de/pk/magazin/familie/kinder/ist-gaming-gesund/
- https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/spiele_und_spielzeug/gamification/gamification-computerspiele100.html#:~:text=Ergebnis%3A%20Menschen%2C%20die%20f%C3%BCnf%20bis,mehr%20Graustufen%20unterscheiden%20als%20Nichtspieler.
- https://www.nature.com/articles/tp201153
- https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(10)00942-5
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24458215/
- https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/sport/e-sport/gaming-gesundheit-1135180#Gaming_und_Gesundheit_Computerspiele_fu00FCr_den_therapeutischen_Einsatz-1135180
- https://www.gamers-health.com/
- https://www.sueddeutsche.de/digital/gaming-sickness-spielen-bis-der-schwindel-kommt-1.1878359
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5008705/
- https://www.bildung.digital/artikel/serious-games-spielerisch-ernste-inhalte-vermitteln


Zocken - Gamen - Suchten in Zahlen
Wie viel Prozent der 16- bis 19-Jährigen folgten schon einmal Kaufempfehlungen von YouTuber:innen? (Stand 2018)

Im Rahmen der Umfrage gaben 46 Prozent der befragten 16- bis 19-jährigen Internetnutzer:innen an, in den letzten zwölf Monaten ein Produkt gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen zu haben, weil ein YouTuber oder eine YouTuberin dafür geworben hat. Einer solchen Empfehlung zu folgen ist nicht verkehrt - solange man sich ausreichend mit dem entsprechenden Produkt beschäftigt hat, und sich sicher ist, dass es das richtige für einen ist. Außerdem sollte man dem/r YouTuber:in vertrauen, dass er/sie nur Produkte und Marken bewirbt, die man selbst unterstützen möchte.
Wie viel Prozent der Jugendlichen zwischen 8 und 21 Jahren sind bereits einmal Opfer von Cybermobbing geworden? (Stand 2022)

Eine bundesweite Umfrage zeigte, dass fast jede:r fünfte Schüler oder Schülerin bereits Opfer von Beschimpfungen, Bloßstellen und Ausgrenzung im Internet wurden - eine Zahl, die seit Jahren hoch ist. Solltest du selbst bereits einmal Hass im Netz erlebt haben, wende dich an eine Vertrauensperson und hole dir Hilfe! Cyber Mobbing ist in Deutschland strafbar - wenn du dich jemandem anvertraust, kann dir geholfen werden!
Wie viel Prozent der 12- bis 19-Jährigen spielen mehrfach die Woche Online-Spiele? (Stand 2021)

Eine Studie zeigte, dass rund 3/4 der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren täglich oder mehrfach die Woche digitale Games zu spielen. Dabei war das Smartphone das beliebteste Tool - mehr als die Hälfte der Befragten nutzen ihr Handy, um darauf Spiele zu spielen.
Wie viel Prozent der Gamer:innen geben Geld für In-Game-Käufe aus? (Stand 2023)

Fast die Hälfte der deutschen Gamer:innen gibt monatlich Geld für In-Game-Käufe aus. Sie zahlen also echtes Geld, um innerhalb eines Spiels Vorteile, Zusatzfunktionen oder Erweiterungen zu erhalten. Hier lauert eine Gefahr: Da die Währung innerhalb des Spiels oft in Form von Diamanten, Sternen, Goldmünzen etc. auftritt, kommt es leicht zu Verwirrung, um wie viel echtes Geld es sich dabei handelt. Unser Tipp, damit du nicht mehr ausgibst, als du eigentlich möchtest: Setze dir ein Limit, wie viel Geld du investieren möchtest und rechne es direkt in die Währung deines Games um!
Wie viel Zeit verbringen Jugendliche durchschnittlich pro Woche im Internet? (Stand 2023)

Auf Social Media sein, Videos angucken, mit Freund:innen chatten, Informationen googlen oder Schulaufgaben machen: Jugendliche in Deutschland verbringen täglich über 9 Stunden im Internet! Die Zahlen sind seit der Corona-Pandemie weiter angestiegen, vermutlich durch die fortschreitende Digitalisierung. Das hat auch zu mehr Betroffenen von Mediensucht geführt. Unser Tipp, wie du vermeiden kannst, mehr Zeit im Internet zu verbringen als ursprünglich gewollt: lege eine Medienzeit fest und bestimme für dich selbst, wie lange du im Internet sein möchtest. Stelle dir dann einen Wecker - und wenn der klingelt, gehst du offline!
Wie hoch waren die Steuereinnahmen in Deutschland durch Glücksspiel im Jahr 2022?

Seit 2021 ist Online-Glücksspiel in Deutschland erlaubt. Der Staat profitiert von diesem Gesetz, da so mehr Glücksspielsteuern eingenommen werden. Diese setzen sich aus Lotterien, Sportwetten, Online-Poker und Geldspielautomaten zusammen. Im Jahr 2022 wurden nur durch Glücksspielsteuergelder 2,42 Milliarden Euro eingenommen - mehr als je zuvor.
Wie viele Menschen waren 2021 in Deutschland von einer Glücksspielstörung betroffen?

Rund 1,3 Millionen Personen waren im Jahr 2021 von einer Glücksspielstörung betroffen. Besondere Risikogruppen stellen Männer, junge Erwachsene bis zu 35 Jahren und Menschen mit einer Migrationsgeschichte dar. Dennoch kann eine Glücksspielsucht jede:n treffen - deswegen ist es sehr wichtig, sein Nutzungsverhalten stets kritisch zu hinterfragen und sich bei Zweifeln oder Sorge sofort Hilfe zu suchen, z.B. über www.buwei.de.
Wie viel Prozent der 14- bis 17-Jährigen spielen mindestens einmal monatlich Glücksspiel?

Obwohl Glücksspiel erst ab 18 Jahren erlaubt ist, haben viele Jugendliche schon früher einen Zugang. Fast 20% nutzen mindestens einmal monatlich Glücksspiele - dabei sind junge Männer deutlich häufiger vertreten als Frauen. Wegen der hohen Suchtgefahr, dem Risiko, sich hoch zu verschulden und teilweise sehr niedrigen Gewinnchancen ist Glücksspiel erst ab 18 Jahren zulässig, und auch dann solltet ihr auf ein häufiges Spielen zu verzichten.