Quelle: Yan Krukau/Pexels
Quelle: Yan Krukau/Pexels
Gamen

Theresa, 26 Jahre

Gaming schlecht für unsere Gesundheit? – Von wegen!

Die vielen Vorurteile gegenüber Gaming im Reality Check

Die Augen leiden vom vielen Computerspielen, man kann sich durchs Gamen schlechter konzentrieren – solche oder so ähnliche Aussagen kommen vielen Gamer:innen bekannt vor.

Die Vorurteile gegenüber Games halten sich schon lange – doch ist da etwas dran? Hier kommen einige der bekanntesten Aussagen im Reality Check.

Aussage 1: Gaming ist schlecht für das Gehirn

Dass Gaming schlecht für unsere kognitive Leistungsfähigkeit ist und man sich schlechter konzentrieren kann, stimmt nicht. So konnte eine Studie (Kühn et al., 2014) belegen, dass das Spielen von digitalen Games positive Auswirkungen auf das Gehirn haben kann!

Das tägliche halbstündige Spielen des Spiels „Super Mario“ führte innerhalb von acht Wochen dazu, dass sich verschiedene Areale des Gehirns vergrößern. Die gewachsenen Bereiche sind unter anderem für das Gedächtnis, die räumliche Navigation, das Treffen von Entscheidungen, Reaktionszeiten sowie die Feinmotorik (= koordinierte und meist kleinräumige Bewegungen einzelner Körperteile) wichtig. Die Studie zeigte außerdem, dass die Hirnregionen sogar noch stärker wuchsen, wenn die Personen Spaß am Zocken hatten. Die Kontrollgruppe, die nicht am Computer spielte, zeigte diese Veränderungen nicht.

Ähnliche positive Ergebnisse konnten durch eine weitere Studie (Kühn et al., 2011) festgestellt werden: Dort zeigten Messungen des Gehirns, dass ein Areal, welches für strategisches Planen, Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis wichtig ist, bei Personen, die mindestens neun Stunden pro Woche spielten, im Vergleich zu weniger spielenden Personen größer war.

Aussage 2: Gaming ist schlecht für die Augen

Eine weitere Studie stellte fest, dass Menschen, die fünf bis 15 Stunden pro Woche mit Actionspielen verbringen, eine bessere Sehfähigkeit zeigen, als Nichtspieler:innen. Sie können kleine Details besser erkennen und mehr Graustufen unterscheiden. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass Gamer:innen bewegten Objekten besser folgen können, und schneller von einer Aufgabe zu einer anderen wechseln können.

Trotzdem kann eine lange Gaming-Session anstrengend für die Augen sein. Um sie etwas zu entlasten, empfiehlt sich, zwischendurch Entspannungsübungen für die Augen einzulegen. Dafür zum Beispiel mit den Fingerspitzen sanft kreisende Bewegungen um die Augen machen. So wird die Durchblutung gefördert. Eine andere gute Methode ist der „Augenroller“. Hierfür die Augen schließen und dann langsam im Kreis oder von oben nach unten und von links nach rechts kreisen lassen. Durch die Bewegungen werden die Muskeln gelockert und die Augenpartie bekommt die nötige Entspannung.

Aussage 3: Gaming ist schlecht für die mentale Gesundheit

Auch bezüglich psychischer Gesundheit kann das Spielen von gewissen Games eine positive Auswirkung haben. So fand eine Studie heraus, dass Patient:innen, die traumatische Ereignisse erlebt hatten, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe davon profitierten, für sechs Wochen täglich 30 Minuten Tetris zu spielen. Nicht nur die Symptomatik verbesserte sich, auch die Ängstlichkeit und depressive Anzeichen wie beispielsweise negative Stimmung wurden weniger und ein für das Gedächtnis wichtige Hirnareal vergrößerte sich.

Trotz der Studienergebnisse ist es wichtig festzuhalten, dass zu viel Gamen auch negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben kann – beispielsweise, wenn wegen Gaming soziale Kontakte oder andere Hobbies auf der Strecke bleiben. Deswegen ist es wichtig, immer darauf zu achten, dass Gaming nicht den Alltag bestimmt und noch genügend Zeit mit Freund:innen, Familie oder Hobbies verbracht bleibt.

Aussage 4: Gaming führt zu körperlichen Beschwerden

Keine Tätigkeit, die man übermäßig oft und lange ausführt, ist gut für die Gesundheit – im Gegenteil. Das lässt sich auch auf digitales Spielen übertragen. Deswegen kann exzessives Spielen einige negative körperlichen Folgen haben.

So kann beispielsweise eine Handgelenksentzündung auftreten, wenn das Handgelenk beim Zocken ständig abgeknickt ist. Die Entzündung entsteht durch übermäßigen Druck auf den Medianus, den Handnerv, und führt zu starken Schmerzen, die bis in den Ellbogen und die Schulter ziehen. Auch Taubheitsgefühle in den Fingern können vorkommen.

Eine weitere körperliche Erscheinung, ist die sogenannte „Gaming Sickness“, die unterschiedlich stark bei 10-50% der Gamer:innen auftritt. Hier führen die vielen Bewegungen auf dem Bildschirm zu Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen.

Jedoch kann man die Gaming Sickness durch ein paar einfache Tricks verhindern: genügend Abstand zum Monitor halten, ausreichende Beleuchtung und genügend frische Luft. So kannst du dich besser auf das Spiel konzentrieren und dein Körper leichter mit den vielen Bewegungen umgehen.

Allgemein ist es wichtig, dass Personen, die viel gamen, auf die richtige Sitzposition am Computer und eine regelmäßige Muskelentspannung achten. Der Rücken sollte gerade sein und die Maus von oben gegriffen werden, damit Schultern und Arme in einer natürlichen Position sind. Hilfreich ist es auch, immer wieder die Hände auszuschütteln, und einzelne Körperteile zu dehnen und Verspannungen zu vermeiden.

Aussage 5: Shooter Spiele machen aggressiv

In der Vergangenheit wurden außerdem vor allem sogenannte „Shooter-Spiele“ (also Spiele, in denen die User:innen ihre Gegner mithilfe von Schusswaffen besiegen müssen, ohne dass die eigene Figur zu Schaden kommt) einen recht schlechten Ruf. Es wurden beispielsweise Vorwürfe laut, dass das Spielen von solchen Games zu erhöhtem aggressivem Verhalten führe.

Dennoch muss man festhalten, dass die sich Forschung diesbezüglich nicht einig ist und die Studienergebnisse weit auseinander gehen. Während einige Forschungsarbeiten zeigen, dass das Spielen von Action-Videospielen sensorische Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsfähigkeiten verbessern kann, kam eine andere Forschungsarbeit zu dem Schluss, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Gewaltspielen und häufigerem aggressivem Verhalten gibt. Man sieht also, dass sich die Wissenschaft uneins ist. Der Tipp hier ist, dass ihr euer Spielverhalten stets reflektiert und auf eure Stimmung achtet.

Wenn ihr daran Interesse habt, euer eigenes Spielverhalten genauer unter die Lupe zu nehmen, kommt ihr hier zu unserem Gaming-Selbsttest.

Eine effektive Methode: Health Games

Die Forschung hat außerdem gezeigt, dass manche Games förderlicher für die Gesundheit sind andere. Vor allem Jump-and-Run-, Puzzle- oder Logikspiele sind gut geeignet, um das Gehirn zu stärken. Sie führen dazu, dass sich das Hirnareal vergrößert, das für das Gedächtnis, die Navigationsfähigkeit und die Orientierung wichtig ist.

Zudem gibt es eine Gruppe von Games, die sich sogar auf die Förderung von gesunden Verhaltensweisen spezialisiert haben: die sogenannten „Games for Health“. Diese sind darauf ausgerichtet, Wissen zu vermitteln oder die Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen wie mentale Gesundheit oder körperliche Fitness und Wohlbefinden zu lenken. Mehr Informationen findet ihr beispielsweise auf dieser Seite.

  • https://psycnet.apa.org/record/2019-39734-001
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6829166/
  • https://www.aok.de/pk/magazin/familie/kinder/ist-gaming-gesund/
  • https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/spiele_und_spielzeug/gamification/gamification-computerspiele100.html#:~:text=Ergebnis%3A%20Menschen%2C%20die%20f%C3%BCnf%20bis,mehr%20Graustufen%20unterscheiden%20als%20Nichtspieler.
  • https://www.nature.com/articles/tp201153
  • https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(10)00942-5
  • https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24458215/
  • https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/sport/e-sport/gaming-gesundheit-1135180#Gaming_und_Gesundheit_Computerspiele_fu00FCr_den_therapeutischen_Einsatz-1135180
  • https://www.gamers-health.com/
  • https://www.sueddeutsche.de/digital/gaming-sickness-spielen-bis-der-schwindel-kommt-1.1878359
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5008705/
  • https://www.bildung.digital/artikel/serious-games-spielerisch-ernste-inhalte-vermitteln

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